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Schaumburger Meierhof


Sie sind hier: Leteln Nr. 3, Letelner Straße 99


Letelner Straße 99, früher Weserstraße 99, Leteln Nr. 3, Hofname „Schmaas“

Bitte respektieren Sie immer die Privatsphäre der Besitzer

Sie stehen hier vor dem Schaumburgischen Meierhof in Leteln. Auch früher mussten die Menschen natürlich Steuern bezahlen und seit dem Mittelalter gab es eine Art Grund- und Kirchensteuer, welche die Bauern zu entrichten hatten, den Zehnten. Sie mussten den 10. Teil ihrer Ernte an den Grundherren abliefern und das war für Leteln der Graf von Schaumburg, später der Fürst von Schaumburg-Lippe, dem der Zehnte von etwa 1000 Morgen Ackerland in Leteln zustand. Damit alles seine Richtigkeit hatte und die Abgaben, zu denen auch Hühner und Schweine gehörten, genau abgegeben wurden, hatte man einen "Beamten" eingesetzt, das war der Meier. Sein Hof war der Meierhof. In Leteln spiegelt sich das auch in der Hofbezeichnung wider, denn "Schmaas" ist eine Verschleifung des plattdeutschen Wortes "Maa" (Meier). Die Meierhöfe waren meist sehr große Besitzungen und stachen alleine schon dadurch aus der bäuerlichen Gesellschaft ein wenig heraus.
1568 wird der Letelner Meierhof in einem Schriftstück erwähnt, das heute im Archiv in Bückeburg verwahrt wird. Graf Otto von Schaumburg ist mit seinem Letelner Meier, Hermann Badenhorst, wegen rückständiger Zahlungen nicht sehr zufrieden und versucht die säumigen Leistungen einzufordern. Im Malschafregister von 1568/69 wird auch eben dieser Hermann "Batenhorst" genannt. Die Letelner mussten neben Getreide, Geflügel und Schweinen auch Schafe abliefern, die vorher gekennzeichnet, also "gemalt" wurden.
1675 gehörten 139 2/3 Morgen Land zum Hof, den zu dieser Zeit Heinrich Meier bewirtschaftete. Heinrich Meier ist freier Spänner, also ein freier Bauer, der mit dem Vollen Spann ackerte. 1721 werden für den Hof 7 Pferde und Fohlen genannt, 7 Kühe und 6 Rinder, ein Viehbestand, der auf allen 5 großen Höfen in Leteln mehr oder weniger der gleiche war.
1720 heiratete Anna Catharina Meier, die Tochter des Letelner Meiers, Heinrich Schildmeier von Nr. 1 und der Name blieb bis in unsere Zeit auf der Hofstelle.
Zum Meierhof gehört heute ein Vierständerhaus von 1900 mit Stallanbau. Statt des Kammerfaches hat das Haus einen querliegenden Wohntrakt. Rechts auf dem Hof steht das Altenteil von 1869, links eine Scheune und im rückwärtigen Teil ein Fachwerkspeicher von 1800. Das Haus hatte und hat immer noch die größte Diele in Leteln und der Tanzboden, den man für Feste auf seiner Diele ausleihen konnte, war nach dieser Diele bemessen. Hier wurden auch oft die Letelner Erntefeste gefeiert. Der Hof steht unter Denkmalschutz.


Die
plattdeutschen Wörter für diese Station heißen:

Ahnebier = Erntefest. Genau übersetzt heißt es "Erntebier", da das landläufige Getränk bei Festen natürlich das heimische Bier war, das in großen Fässern aus Minden geholt wurde. Eine Gastwirtschaft gab es in Leteln bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts nicht

Lieftied = Altenteil. Das Altenteil, ist quasi die "Rente", die dem Altbauern vom Hof zusteht, solange er lebt. Daraus ergibt sich auch das plattdeutsche Wort, das übersetzt "Lebenszeit" heißt, denn alles was dem Altbauern zustand, durfte er nur zu Lebzeiten nutzen und fiel nach dem Tod wieder an den Hof zurück. Auf den Höfen gab es für den Altbauern und seine Familie gesonderte Häuser, die auch "Lieftied" genannt wurden. In Leteln gibt es noch zwei dieser Häuser.

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Typischer Giebel mit den traditionellen Farben und der so genannten "Puppe" auf dem Altenteil des Meierhofes, Schmaas Lieftied.

alle Fotos © Jürgen Sturma

Die Texte wurden vom Ortheimatpfleger für Leteln, Jürgen Sturma, geschrieben und sind urheberrechtlich geschützt.


Informationen über Leteln finden Sie auch auf Instagram.

Weitere Links:

Kleine historische Chronik von Leteln
Internetseite des Ortsheimatpflegers

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