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Sie sind hier: Leteln Nr. 13, Im Gang 5
Im Gang 5, früher Dorfstraße 5, Leteln Nr. 13, Hofname „Bleeken“
Bitte respektieren Sie immer die Privatsphäre der Besitzer
Wann und von wem das Haus gebaut wurde, kann man über der Dielentür lesen. Karl Becker und seine Frau Karoline stammten aus Berenbusch in Schaumburg-Lippe und haben das Haus 1884 von er Familie Prekow gekauft. Karl Becker war Rangiermeister bei der Eisenbahn und da lag das Haus schon sehr günstig zum Mindener Bahnhof, seiner Arbeitsstelle. Sie hatten 3 Töchter, die alle die Friller Tracht getragen haben.
Das Vierständerhallenhaus hat zwei Wohnlängsschiffe und stellt damit eine Besonderheit in Leteln dar. Alle anderen alten Hallenhäuser in Leteln haben ein Wohnquerschiff, meist ein so genanntes Kammerfach. Die Haus wurde durch den Zimmermeister Prange in Cammer geplant und ausgeführt und teilweise auf den Fundamenten des Vorgängerbaues errichtet, der am 21. Januar 1894 mit drei anderen Häusern in Leteln abgebrannt ist. Das Großfeuer konnte sogar von Minden aus gesehen werden, wie das Mindener Tageblatt damals berichtete. Der Dachstuhl aus Flößerholz wird von der massiven Fassade und einem inneren Fachwerkgerüst aus Eichenholz getragen. Auf dem Dach sieht amn die für das alte Kirchspiel Frille typische Giebelzier, die „Puppen“. An der Gestaltung der beiden Schauseiten (zur Straße und zum Garten) fallen besonders die Friese aus geformten Backsteinen auf. Beide Giebelseiten wurden 2016 und 2017 aufwändig saniert und restauriert. Hinter den kleinen quadratischen Fenstern, die man an der Vorderseite und an den Längsseiten sieht, ist ein so genannter Zwischenboden, ein Zwischengeschoss, auf dem Getreide und andere Vorräte gelagert wurden. Das kann man auch bei anderen Bauernhäusern sehen.
Das Haus steht nicht unter Denkmalschutz.
Die Hofstelle Nr. 13 wurde vermutlich im 17. Jahrhundert vom benachbarten Hof Nr. 1 (Schildmeier) abgespalten und 1675 zum ersten Mal erwähnt. Hier befand sich später die Letelner Schule, die viele Jahrzente von der Familie Bleeke geleitet wurde. Der letzte "Bleeken Schulmeister", Friedrich Bleeke, starb am 1. Januar 1800 ohne Kinder und vererbte die kleine Hofstelle seinen Verwandten. Nachdem die Familie Bleeke nach Amerika ausgewandert war, wohnten hier Theresie Plassmann geb. Schön aus Minden und die Familien Utermann und Prekow. Bei Erdarbeiten in den 1980er Jahren wurden Fragmente eines gusseisernen Plattenofens aus dem Jahr 1675 gefunden. Das Haus ist weitestgehend in seinem ursprünglichen Zustand erhalten.
Zu der Hofstelle gehören ein Stallanbau von 1929, ein großer Garten, eine 150 Jahre alte Hainbuchenhecke und eine straßenseitige Backsteinmauer mit schmiedeeisernen Toren. Für den Stallanbau war auch ein besonderer Raum für einen großen Backofen vorgesehen, der dann aber nicht eingebaut wurde. Das Grundstück ist in seinen ursprünglichen Abmessungen seit den 1820er Jahren nicht verändert worden. Zur Geschichte dieses Hauses gehört auch Karoline Beuke geb. Korte (1903-2000), die in diesem Haus geboren wurde und auch hier gestorben ist. "Tante Lina", "Beuken Lina" oder "Tante Beuke" hat fast 100 Jahre hier gelebt und war durch ihr reges Interesse an Dorf und Geschichte eine reiche Quelle für unsere Dorfgeschichte.
Heute wohnt hier der Ortsheimatpfleger, das "historische Gedächtnis" des Dorfes.
Die plattdeutschen Wörter für diese Station heißen:
Kassebeernbohm = Kirschbaum, denn der steht direkt an der Mauer und wird von den Kindern und auch den Erwachsenen der Nachbarschaft sehr geschätzt, wenigstens ein paar Tage im Jahr.
Wiehm = Zwischenboden. Dort war auch früher oftmals der Hühnerstall und man sagte oft „Du hest nich mehr olle Heuner uppn Wiehm“ (Du hast nicht mehr alle Hühner auf dem Wiehm) und meinte damit „Du hast nicht mehr alle Tassen im Schrank“.

So bunt war die Frauenkleidung in Leteln, als das Haus gebaut wurde, denn die Letelner trugen noch die so genannte Friller Tracht

Karoline Becker in Leteln Nr. in Friller Tracht um 1900; die Kleidung befindet sich heute im Museum in Minden
alle Fotos © Jürgen Sturma
Die Texte wurden vom Ortheimatpfleger für Leteln, Jürgen Sturma, geschrieben und sind urheberrechtlich geschützt.
Informationen über Leteln finden Sie auch auf Instagram.
Weitere Links:
Kleine historische Chronik von Leteln
Internetseite des Ortsheimatpflegers
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